Susanne S. aus K. fragt:
„Meinem Freund und mir wurde eine auf den ersten Blick wunderschöne Mercedes-Pagode angeboten, die ursprünglich in die USA ausgeliefert und jetzt vor wenigen Monaten nach Deutschland reimportiert worden ist. Wir haben wegen einiger merkwürdig „gefalteter Bleche“ im Heckbereich des Fahrzeugs den Verdacht, dass es sich hier um einen mäßig reparierten Unfallschaden handelt. Der Verkäufer hat uns aber ein sogenanntes „Carfax“ vorgelegt, aus dem sich ergibt, dass der Wagen unfallfrei sei. Können wir dem Braten trauen?“
Der Oldtimeranwalt Michael Eckert antwortet:
„Bei den „Falten“ die Sie beschreiben, kann es sich in der Tat um Auswirkungen eines früheren Unfalls handeln. Sie sollten hier unbedingt einen Sachverständigen beiziehen, der sich mit dem Fahrzeugtyp besonders gut auskennt (vorher erfragen!), z.B. von Classic Data.
Auf das Carfax dürfen Sie sich jedenfalls nicht verlassen, dies stellt nicht sicher, dass das Fahrzeug wirklich unfallfrei ist. Allerdings kann ein Carfax, wenn es aktuell ist, sehr interessante Informationen enthalten. Zum Hintergrund: In den USA gibt es viel mehr miteinander vernetzte Informationen. Diese können teilweise auch zentral erfasst und ausgewertet werden. Gegen Zahlung einer relativ geringen Gebühr kann jedermann bei Angabe einer Fahrgestellnummer (FIN) ein Carfax über das Internet erhalten. Dort finden sich Informationen über größere Reparaturen, Unfälle, Verschrottungen, Diebstähle etc., die gerade beim Kauf eines Fahrzeuges höchst interessant sind. Allerdings gibt es hier eine wichtige Einschränkung: Nicht alle entsprechenden Daten werden zentral erfasst bzw. gemeldet. Carfax kann nur diejenigen Informationen wiedergeben, die dort auch erfasst sind. Wird ein Unfall beispielsweise nicht von der Polizei aufgenommen oder dort nicht im Computer erfasst, gibt es eben keinen Carfax-Eintrag. Hier ist dann besondere Vorsicht geboten: Unsere amerikanischen Freunde sind große Meister im Spachteln. Teilweise werden Bleche nicht ordnungsgemäß repariert, sondern durch Aufspachteln dicker Schichten „glattgezogen“. Verwerfungen im Blech, Falten, „Dauerwellen“ o.ä. sind immer Hinweise auf mögliche Unfälle. Im Zweifelsfall sollte die Achsgeometrie in einer Fachwerkstatt vermessen werden.
Leider sind Carfaxe nicht für alle Fahrzeuge verfügbar, da die individuelle Fahrgestellnummer zum Carfax-Raster passen muss.
Einzelheiten finden Sie unter www.carfax.eu/de.
Beste Grüße
Ihr Oldtimeranwalt
Michael Eckert